Homeoffice.

09.10.2020

Das Thema Homeoffice bewegt zur Zeit viele von uns. Sowohl als Arbeitgeber als auch als Arbeitnehmer stehen wir vor neuen Herausforderungen, die Arbeitswelt neu zu gestalten. Ich möchte heute einen Blick werfen auf den Wandel des Arbeitsplatzes zuhause, beginnend in den 1960er Jahren bis heute. Hier geht es weiter.

Man möchte vermuten, dass der Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden vor rund 60 Jahren keine große Rolle bei der Gestaltung der eigenen Wohnung oder des eigenen Hauses gespielt hat. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.

Das Bild zeigt den dänischen Architekten und Designer Finn Juhl an seinem Schreibtisch in seinem Haus am Rande von Kopenhagen. Einige seiner Entwürfe sind heute wieder erhältlich.

Dem Schreibtisch wurde sogar sehr oft ein Bereich im Wohnzimmer zugeteilt, um auch während der Arbeit im Kreise der Familie sein zu können. Ok, in den 1960er Jahren war die Arbeit in vielen Teilen nicht so umfänglich wie heute, aber ich möchte hier noch ein wenig verweilen. Der Arbeitsplatz im gemeinschaftlichen Wohnzimmer? Das klingt nicht gerade nach einem Rückzugsort, um konzentriert an einer Sache arbeiten zu können. Das ist natürlich Typsache. Der eine kann wunderbar arbeiten, wenn die Familie zugegen ist. Der andere benötigt völlige Ruhe und Einsamkeit.

"Früher gehörte zur kompletten bürgerlichen Wohnung auch das Herrenzimmer. Der große Schreibtisch, der dazu gehörte, wurde aber nur selten vom Hausherrn genutzt. Er diente als mächtiger hölzerner Fels in der Brandung zahlreicher Orientteppiche, als Träger gewichtiger dekorativer Schaustücke: der ledernen Schreibmappe, dem marmornen Schreibzeug. Rechts von der Hundehütten-Öffnung in der Mitte brachte dann die Hausfrau ihre Wollvorräte und ihr Strickzeug unter, links hinter der parallelen Tür befanden sich die Würfelspiele und Fotoalben. Dass diese Zwecke in keinem Verhältnis zu dem Riesenmöbel standen, das einen großen Teil der Grundfläche des Raumes fraß, ist klar - dass kaum jemand das merkte, ist verwunderlich und dass selten jemand darüber lachte, ist komisch. " aus "Unsere Wohnung", Eva M.J. Schmid

Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Arbeitsplatz zuhause immer mehr abgeschafft. Gearbeitet wurde im firmeninternen Büro, sonst nirgendwo. Ich erinnere mich, dass mein Vater in den frühen 90er Jahren meist gegen 16 Uhr von der Arbeit kam, seine Tasche in die Ecke stellte und dann "wirklich" Feierabend hatte. Ein Zustand, den viele heute von uns gar nicht mehr kennen. Da gab es keinen Laptop, um nochmal kurz nach den Mails zu schauen oder ein Firmenhandy auf welchem man stets erreichbar sein muss.

Anfang der 2000er hat sich niemand ernsthaft um das Thema Homeoffice Gedanken macht. Ich glaube sogar, dass es diesen Begriff gar nicht gab. Es war keine Notwendigkeit dafür da, keine Nachfrage, keine Arbeitsmodelle, die dies erforderten.

Aber nun zurück ins Hier und Jetzt. Die aktuelle Situation rund um COVID-19 zwingt uns dazu, unser tägliches Leben neu zu denken, andere Wege zu gehen. Auch die Arbeitswelt muss sich verändern, aber das nicht nur kurz- sondern langfristig. Corona lässt uns nachdenken, stellt uns auf die Probe und verändert Prioritäten.

Im Homeoffice zu arbeiten, war für viele von uns völliges Neuland. Dem entsprechend klappte es mit der Technik auch nicht sofort, um von zuhause aus arbeiten zu können. Und dann noch die Familie. Die Kinder können nicht in die Schule, der Partner ist vielleicht auch im Homeoffice und plötzlich ist die Wohnung oder das Haus, was immer so großzügig schien, zu klein. Es fehlt an Rückzugsmöglichkeiten, an Orten wo auch mal ein paar Unterlagen liegen bleiben können, ohne dass sich am nächsten Morgen darauf Kaffeeflecken oder der Rest des Mittagessens befinden.

Doch es gibt Lösungen, kleine wie auch größere Möbel, die sich nahezu in jede Wohnung und in jedes Haus implementieren lassen. Das Möbel allein bringt natürlich nicht den erhofften Erfolg, aber mit ein wenig Struktur und Organisation darf der Arbeitsplatz zuhause nun endlich zurückkehren in unsere vier Wände. Es liegt an uns, diese neue Arbeitswelt zu gestalten.