19.01.2022
Die Deutschen sind bekannt als Arbeitstiere, immer zuverlässig und pünktlich. Daran muss sich auch nichts ändern, aber auch unserer Arbeitswelt würde ein bißchen mehr Flexibilität gut tun. In den letzten Jahren hat die Flut der Informationen, mit denen wir täglich konfrontiert werden, stetig zugenommen. Wir sind 24 Stunden lang erreichbar und nie wirklich offline. Die Informationen erreichen uns überwiegend digital per Mail, über das Telefon, WhatsApp, Instagram, berufliche und andere soziale Netzwerke.
Schlagen wir heute noch ein Buch auf, besuchen Bibliotheken oder abonnieren die Zeitung? Ja, das tun wir und ja, das sollten wir auch. Denn diese Art der Informationsbeschaffung benötigt mehr Zeit und Konzentration. Wir setzen uns bewusst hin um ein Buch zu durchstöbern oder einen interessanten Artikel zu lesen. Alles Digitale können wir schnell auf dem mobilen Gerät von überall aus erledigen.
Die Digitalisierung bestimmt unseren Alltag in hohem Maße, aber es sollte immer Zeit sein, sich eine Auszeit zu nehmen. Einmal vom Fluss ans Ufer zu treten und durchzuatmen. Und hier kann die Arbeitsumgebung, die Räume in denen wir uns täglich mehrere Stunden aufhalten, einen wichtigen Part übernehmen.
Das klassische Büro sieht auch heute noch in vielen Unternehmen sehr nüchtern aus. Es gibt einen Schreibtisch, ein Aktenregal, vielleicht einen zusätzlichen Stuhl. Die gemeinsame Teeküche hat eventuell Platz für einen Tisch, um dort das Mittagessen zu sich zu nehmen.Doch so umfänglich wie die Arbeit an sich geworden ist, so umfänglich muss auch das Angebot an Aufenthaltsmöglichkeiten am Arbeitsplatz sein.Den Schreibtisch teile ich mir zukünftig vielleicht mit einem Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten oder weil der eine gerade im Homeoffice arbeitet. Dadurch bin ich gezwungen, meinen Platz stets ordentlich zu verlassen. Das Hab und Gut verschwindet in kleinen Toolboxen oder mobilen Trolleys. Das hat zum Vorteil, dass ich mich mit meinem Equipment überall niederlassen kann - vorausgesetzt, ich kann an mobilen Geräten arbeiten.
Unser Arbeitsplatz kann so viel mehr. Durch die Digitalisierung benötigen wir keine meterlangen Aktenschränke mehr. Diesen Platz können wir für alternative Sitzmöglichkeiten nutzen, vielleicht ein Sofa mit Laptop-Tisch, vielleicht ein Stehtisch für ein schnelles Meeting, vielleicht nur ein paar stapelbare Hocker um sich im Team zusammenzufinden. Der heutige und zukünftige Arbeitsplatz benötigt viele Möglichkeiten, wo wir uns aufhalten und arbeiten oder zusammenkommen können.
Daher möchte ich hier nicht mehr von Büro sondern von einer Landschaft sprechen. Wie auch in der Natur gibt es hier verschiedene Räume, Bereiche wo ich mich mal zurückziehen und ein Buch durchstöbern kann oder ganz bewusst Kommunikation suche.
Natürlich verfügt nicht jedes Büro über Unmengen an Fläche, doch man kann auch in der kleinsten Nische eine Variation zum „normalen“ Arbeitsplatz installieren. Wir müssen hier einfach umdenken, die Umgebung in der wir jahrelang gearbeitet haben, hinterfragen.
Diese Umstrukturierung wird aber nur richtig funktionieren, wenn das Management diese neue Arbeitsweise mit trägt und fördert. Idealerweise werden alle Mitarbeiter in diesen Veränderungsprozess mit einbezogen. Wenn Rückzugsbereiche auch als solche anerkannt und der sich dort befindliche Mitarbeiter ungestört arbeiten kann, wenn ein informelles Meeting in einer Sofaecke nicht als Plausch unter Kollegen abgetan wird, wenn bewusste Pausen als arbeitsfördernd angesehen werden und die Arbeitszeiten fließend damit einher gehen.Dann ist es möglich, dass jeder einzelne Mitarbeiter gerne in der neuen Landschaft arbeitet. Diese schöne neue Arbeitswelt beruht auf gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung. Als Interior Designerin kann ich einen kleinen Teil dazu beitragen, doch richtig funktionieren kann es nur, wenn alle genannten Steine ins Rollen kommen.
Bei der Gestaltung einer neuen Arbeits-Landschaft unter Berücksichtigung der Wünsche von Mitarbeitern und Management und den Gegebenheiten vor Ort kann ich Sie unterstützen. Danach liegt es an jedem Einzelnen, diese Landschaft für sich zu nutzen. Der Trend geht zu weniger Wochenarbeitsstunden und das nicht ohne Grund. Diverse Studien belegen bereits, dass eine 4-Tage-Woche oder ein 6-Stunden-Tag ebenso effizient sind wie die klassische 5-Tage-Woche und ein 8-Stunden-Tag. Machen wir also die Bürolandschaften zu einem Ort der Produktivität, des Austauschs und des Wohlfühlens. Ein Ort der mehr ist als nur unser Arbeitsplatz.